352
die Absicht, Aegypten zu erobern und Mohamed's Religion
abzuftellen; sein Angriff sei nur gegen die Mameluken, die
Feinde des Sultans, gerichtet, um das Land von ihrer Ty-
rannei zu befreien." Allein die Pforte ließ sich durch solche
Vorspiegelungen nicht täuschen und erklärte ihm den Krieg.
In diesem fremden Erdtheile hatten die Franzosen mit außer-
ordentlichen Schwierigkeiten zu kämpfen. Der Weg nach Kahiro
führte durch eine große Sandwüste, in welcher sie unablässig
von den auflauernden mamelukischen Reitern verfolgt wurden.
Verloren war Jeder, der sich nur einige Schritte vom Haufen
trennte. Auf ihren raschen Pferden kamen die Feinde eben so
schnell herangeflogen, als sie wieder verschwanden. Ungeachtet
aller Mühseligkeiten und Gefahren blieben die Franzosen stets
heitern Muthes, ja trieben noch Scherz und Kurzweil. Auf
ihrem Zuge ergötzten sie sich damit, die Esel, welche das Ge-
päck der Gelehrten trugen, ihre „Halbgelehrten" zu nennen.
So oft die Generale beim Heransprengen der Mameluken
kommandirten: „Das Viereck gebildet, die Gelehrten und Halb-
gelehrten in die Mitte!" lief jedesmal ein schallendes Geläch-
ter durch die Reihen.
Schlacht bei dca Pyramiden (1798). — Am 21. Juli
(1798) langten die Franzosen im Angesichte der Pyramiden
an, als eben die Sonne aufging. Auf einmal machte das
Heer vor Erstaunen aus freien Stücken Halt, um diese Rie-
sendenkmäler zu begrüßen, die aus einem so hohen Alterthume
auf uns gekommen sind. Als dieses Bonaparte sah, rief er
voll Begeisterung aus: „Franzosen, heute werdet ihr den Be-
herrschern Aegyptens eine Schlacht liefern; vergesset nicht, daß
von den Höhen dieser Denkmäler vier Jahrtausende auf Euch
herabschauen!" Und mit nie gesehenem Muthe griffen die Fran-
zosen, im Angesichte dieser ehrwürdigen Denkmäler des Alter-
lhumes, die bei denselben aufgestellten zahllosen Heeresmasscn
der Mameluken an und erfochten den glänzendsten Sieg über
dieselben. Seit dieser Schlacht bei den Pyramiden ward
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379
Frankreich unter der Direetorial-Regierung.
französischen Flotte bei Abukir durch Nelson der Hoffnung einer ^-Aug.
baldigen Rückkehr beraubt) eine neue Verwaltung, Polizei und Be-
steuerung nach europäischem Zuschnitt einrichtete, während die Künstler
und Gelehrten, die sich beim Heere befanden, die Merkwürdigkeiten der Na-
tur und Kunst dieses Wunderlandes vortrefflich erforschten und beschrieben.
So sehr indeß Bonaparte und seine Soldaten die Religionsgebräuche der
Muhamedaner schonten und ihren Priestern, Moscheen, Ceremonien und
Gebräuchen alle äußere Achtung zollten, so entbrannte doch der Fanatismus
in der Brust der Muselmänner und machte ihnen die Herrschaft der Christen
höchst verhaßt. Als nun in Folge des neubegründeten europäischen Finanz-
wesens Steuern und Kriegsumlagen auferlegt wurden und die Pforte, die
sich durch Napoleons Vorspiegelungen von Freundschaft und Ergebenheit
nicht täuschen ließ, die Muselmänner Aegyptens und Syriens zum Kampf
wider die Christen aufrief, entstand in Cairo eine fürchterliche Empörung, 21. Dct.
die nur mühsam durch die überlegene europäische Kriegskunst unterdrückt ward,
nachdem gegen 6000 Muhamedaner erschlagen worden. Napoleon benutzte
den Sieg zu Erpressungen und zog dann nach Syrien, um die von der m!).
Pforte abgeschickten Truppen vom Eindringen in Aegypten abzuhalten. Nach
Besiegung der Mamluken bei El Arisch eroberte Bonaparte Jaffa (wo er2v.fcbr.
an 2000 rüstige Arnauten, die früher gefangen und unter der Bedingung,
nicht ferner gegen Frankreich zu dienen, entlassen, jetzt über wieder ergriffen
worden waren, als Meineidige erschießen ließ) und schritt dann zur Belage-
rung von Jean d'acre (Akkon). Hier erfuhr Napoleons Glück den ersten 20. März.
Stoß. Die Türken, von dem englischen Schiffsobersten (Commodore) Sid-
ney Smith mit Belagerungsgeschütz vortrefflich ausgerüstet, schlugen alle
Stürme der Franzosen, die bei dieser Gelegenheit Wunder der Tapferkeit ver-
richteten, glücklich zurück und tödteten Viele der heldenmüthigen Krieger. —
Zugleich bedrohte ein türkisches Heer die europäischen Streiter im Innern des
Landes. Das letztere wurde zwar bei Nazareth von Iunot und am Ta-
bor von Kleber besiegt und zersprengt, aber dennoch sah sich Bonaparte
genöthigt, als die Pest unter seinen Truppen zu wüthen begann, Jean d'acre
aufzugeben und den Rückzug anzutreten. Alle Pferde wurden mit Kranken
beladen; die Soldaten litten den schrecklichsten Mangel; die Gefahren und
Kriegsleiden waren furchtbar; Napoleon theilte alle Mühseligkeiten mit dem
Geringsten seines Heers; ja er soll sogar ein mit Pestkranken gefülltes Ho-
spital besucht haben. Im Juni erreichte er Cairo wieder und schon im fol-
genden Monat schlug er bei Abukir eine dreimal stärkere türkische Armee25.Juli,
und richtete durch diesen Sieg, der zu seinen glorreichsten Waffenthaten ge-
hört, den sinkenden Muth der Soldaten wieder auf. Bald nachher erfuhr er
aus einigen von Sidney Smith ihm aus Schadenfreude zugeschickten Zei-
tungsblättern die Unfälle der Franzosen in Italien, was einen solchen Ein-
druck auf ihn machte, daß der Entschluß einer Rückkehr nach Frankreich schnell
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Extrahierte Personennamen: Napoleons Napoleon Jean Napoleons_Glück Napoleons Jean Napoleon Sidney_Smith
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Napoleons Syriens Syrien Jaffa Frankreich Akkon Nazareth Italien Frankreich
542
Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums.
30. Mai
1837.
13. Oct.
1837.
1841.
1842.
1844.
Decbr.
1847.
Frieden an dertafna den unternehmenden Häuptling zur Anerkennung der
Oberherrlichkeit Frankreichs über die Regentschaft Algerien zu bringen. Aber
wahrend die Franzosen nunmehr ihre Streitkräfte nach der östlich gelegenen Pro-
vinz Konstantine richteten und nach Erstürmung der Hauptstadt, wobei der
tapfere General D amrem ont den Heldentod starb , das Land allmählich unter
der Leitung des Marschalls Valee bewältigten, unterwarf sich Abd-el-Kader alle
arabischen Stämme südlich von seinem Gebiet bis zur Wüste und steigerte seine
Macht zu einer furchtbaren Höhe. Einen von Valee nach dem Engpaß des
eisernen Thores unternommenen Streifzug betrachtete der Emir als eine Ver-
letzung seines Gebiets und begann von Neuem den „heiligen Krieg" gegen die
christlichen Eindringlinge. Die Niederlassungen der Europäer auf dem offenen
Lande wurden überfallen und verwüstet, auf der Metidscha - Ebene lagerten sich
40,000 Araber und streiften bis vor die Thore Algiersz die Frucht aller Kämpfe
und Anstrengungen schien verloren — da erhielt Bugeaud das Ober-Com-
mando über das afrikanische Gebiet und die vermehrten Streitkräfte. Unterstützt
von dem tapfern General Lamoriciöre und andern umsichtigen Führern ge-
lang es ihm, die Macht Abd-el-Kadcrs zu brechen, indem er durch unaufhörliche
Streif- und Beutezüge (Razzias) und die bei den Arabern sehr wirksamen
Künste der Bestechung die einzelnen Stämme zu ermüden und zum Abfall zu
bringen suchte, und zugleich durch größere Unternehmungen die Streitkräfte des
Emirs aufzureiben und durch Zerstörung seiner Festungen und Stützpunkte im
Innern (Saida) sein Ansehen zu untergraben und seine Hülfsquellen zu vernich-
ten trachtete. Nach der zweiten Einnahme Maskara's sielen die meisten Kabylen-
stämme von Abd-el-Kader ab und unterwarfen sich den Franzosen, und der Emir
selbst sah sich endlich zur Flucht auf das marokkanische Gebiet genöthigt. Aber
unerschöpflich an Hülfsmitteln und von rastloser Thätigkeit baute er auf den
Religionshaß der Mohammedaner und auf den Wankelmuth und die Treulosig-
keit der Kabplenstämme frische Kriegspläne. Er erschien von Neuem am Saum
der Wüste und brachte die Araber zum Abfall und zur Erneuerung des Kampfes
und als er endlich nach wiederholten Niederlagen abermals auf Marokkanischem
Boden Schutz suchen mußte, wandte ec, wie einst Iugurtha bei B o cchus von
Mauritanien, alle Künste an, um den Beherrscher von Marokko zu einem Krieg
gegen Frankreich zu bewegen und suchte durch Aufstachelung des Religions- und
Nationalhaffes alle Mohammedaner zu einem allgemeinen heiligen Krieg wider
die Franzosen zu bewaffnen, die, gereizt durch die Treulosigkeit der Eingebornen,
nunmehr den Krieg mit großer Grausamkeit führten und den Boden für ihre
Ansiedelungen mit Feuer und Schwert erkämpften. Eine allgemeine Stimme des
Unwillens und Entsetzens erhob sich in ganz Europa gegen dieses schreckliche Eo-
lonisationssystem, das nur in dem Kriegsminister, dem alten Marschall Soult,
der in seinem ganzen Leben nie Schonung und Menschlichkeit gekannt und geübt
hat, einen Schutzredner fand. Aber die Wirkung hatte das System des Schre-
ckens allerdings, daß zuletzt Abd-el-Kader von Allen verlassen und an Freiheit und
Leben bedroht, den Franzosen sich unterwarf mit der Bedingung eines freien Ab-
zugs nach Aegypten. Aber die Regierung der „civilisirtesten Nation" bestätigte
den von dem eigenen Sohn des Königs eingegangenen Vertrag nicht, sondern ließ
Abd-el-Kader mit seiner Familie und seinem Gefolge nach Frankreich bringen, wo
er mehrere Jahre in strenger Aussicht gehalten ward, bis ihn Louis Napoleon
Bonaparte, nach Erwerbung der Kaisermacht, unter prunkenden Aufzügen nach
Bursa im türkischen Klein-Asien entließ.
h. 824. 3) Der Orient. Was den Franzosen den Besitz von Algier so
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Extrahierte Personennamen: Bugeaud Marschall_Soult Louis_Napoleon
Bonaparte Napoleon
Extrahierte Ortsnamen: Frankreichs Algerien Marokko Frankreich Nationalhaffes Europa Frankreich Bursa Algier
690
Die französische Revolution.
§. 705. Bonaparte in Aegyp ten und Syrien. Wahrend
dieser Vorgänge führte Napoleon sein tapferes Heer von Alexandrien
aus durch die ägyptische Wüste gen Cairo. Die Noth des Heeres
in dem glühenden Sonnenbrände, ohne Wasser und hinreichenden Mund-
21.Juli, verrath, war entsetzlich. In der Schlacht an den Pyramiden,
,,von deren Hohen vier Jahrtausende auf die französischen Kampfer
herabblickten", wurden die Mamluken, die damals unter türkischer
Oberhoheit Aegypten beherrschten, besiegt, worauf Napoleon in Cairo
einzog und (durch die Wegnahme der französischen Flotte
i.l.aug.bei Abukir durch Nelson der Hoffnung einer baldigen Rückkehr be-
raubt) eine neue Verwaltung, Polizei und Besteuerung nach
europäischem Zuschnitt einrichtete, während die Künstler und Gelehrten,
die sich beim Heere befanden, die Merkwürdigkeiten der Natur und
Kunst dieses Wunderlandes vortrefflich erforschten und beschrieben. So
sehr indeß Bonaparte und seine Soldaten die Religionsgebräuche der
Muhammedaner schonten und ihren Priestern, Moscheen, Ceremonien
und Gebräuchen alle äußere Achtung zollten, so entbrannte doch der
Fanatismus in der Brust der Muselmänner und machte ihnen die
Herrschaft der Christen höchst verhaßt. Als nun in Folge des neube-
gründeten europ. Finanzwesens Steuern und Kriegsumlagen auferlegt
wurden und die Pforte, die sich durch Napoleons Vorspiegelungen von
Freundschaft und Ergebenheit nicht täuschen ließ, die Muselmänner
Aegyptens und Syriens zum Kampf wider die Christen aufrief, ent-
2i. Oct. stand in Cairo eine fürchterliche Empörung, die nur mühsam durch
die überlegene europ. Kriegskunst unterdrückt ward, nachdem gegen
6000 Muhammedaner erschlagen worden. Napoleon benutzte den Sieg
i7»9. zu Erpressungen und zog dann nach Syrien, um die von der Pforte
abgeschickten Truppen vom Eindringen in Aegypten abzuhalten. Nach
Februar. Besiegung der Mamluken bei El Arisch eroberte Bonaparte Jaffa
(wo er an 2000 rüstige Arnauten, die früher gefangen und unter der
Bedingung, nicht ferner gegen Frankreich zu dienen, entlassen, jetzt
aber wieder ergriffen worden waren, als Meineidige erschießen ließ)
und schritt dann zur Belagerung von Jean d' Acre (Akkon). Hier
erfuhr Napoleons Glück den ersten Stoß. Die Türken, von dem
engl. Admiral Sidney Smith mit Belagerungsgeschütz vortrefflich
ausgerüstet, schlugen alle Stürme der Franzosen, die bei dieser Ge-
legenheit Wunder der Tapferkeit verrichteten, glücklich zurück und tob-
teten Viele der heldenmüthigen Krieger. — Zugleich bedrohte ein tür-
kisches Heer die europäischen Streiter im Innern des Landes. Das
letztere wurde zwar bei Nazareth von Junot und am Tabor von
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Extrahierte Personennamen: Napoleon Napoleon Napoleons Napoleon Jean_d' Napoleons_Glück Napoleons Sidney_Smith
Bildungsstufen (OPAC): Sonstige Lehrmittel, alle Lernstufen
Schulformen (OPAC): Höhere Lehranstalt
Inhalt Raum/Thema: Weltgeschichte
Inhalt: Zeit: Alle Zeiten
Geschlecht (WdK): Jungen
Frankreich unter der Dircctorialregicrung. - 377
auf dem linken Nh ein user, welche von Frankreich
verlangt wurden, versammelte sich ein Friedenskon-
greß *) der leutschcn Abgeordneten zu Nafta dt (9. Dee.
1797), der aber, nach langen vergeblichen Unterhandlungen,
beim Wiedcrausbruche des Krieges (Apr. 1799), auseinan-
der ging.
In der Zeit zwischen dem Frieden von Campo Formio
und der Erneuerung des Krieges erhielt (->9. Jan. 1798)
Batavien, unter französischem Einflüsse, eine Directorial-
rcgicrung; die veraltete Form der Schweiz ward, nach
blutigen Kämpfen, in die neue der helvetischen Ne pu-
blik (März 1798) umgebildet; ja selbst in Nom stiftete
Bcrthier(10. Febr. 1798) eine Republik mit consularischer
Verfassung, und Papst Pius 6 ward als Gefangener nach
Frankreich abgeführr, wo ec (1799) zu Valonee starb. —
Kühn war der Entwurf der Eroberung Aegyptens,
wohin Bonaparte (29. Mai 1798) sich einschiffte, Mal-
tha auf der Hinreise (12. Iun. 1798) im Vorbeigehen cin-
nahm, Aegypten,'ungeachtet der Vernichtung der franzö-
sischen Flotte bei Abukir (1 — 3. Aug. 1798) durch Nelson,
nach der Besiegung der Mamlucken, als französische Provinz
cinrichtetc, und sogar in Syrien vordrang, von wo er
aber, nach der mißlungenen Belagerung von Jean d'acre
(30. Mai 1799), nach Aegypten zurückging, dort noch ein-
mal die gelandeten Türken (23. Jul.) schlug, an Kleber den
Oberbefehl über das Heer und über die Verwaltung Aegyp-
tens übergab, und nach Europa (Sept. 1799) zurückkehrte,
wo Frankreichs Kraft in dem neuen Kriege mit Oe streich
und Nußland, an welche sich auch die Pforte ange-
schlossen hatte, erschöpft war.
Diesen neuen Krieg hatte der König von Neapel,
Fcrdinand4, (Nov. 1798) durch sein Vordringen in den
Kirchenstaat eröffnet, um die päpstliche Herrschaft daselbst
herzustellcn. Das französische Directorium erklärte sogleich
an Neapel und — angeblich wegen eines geheimen Einver-
*) (v. Haller,) geheime Gesch. der Rastadter Friedensuntcrhandlnngen.
6 Lhle. Germanien, 1799. 8.
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Extrahierte Personennamen: Campo_Formio Jean Haller
Extrahierte Ortsnamen: Frankreich Frankreich Frankreich Syrien Europa Frankreichs Neapel Neapel Germanien
— 34 —
schwer bedrängt worden; ein neuer Stern schien ihm jetzt zu leuchten. Rücksichtslos hatten die Engländer am Suezkanal aus türkischem Gebiet Truppen zusammengezogen, und am 31. Oktober 1914 donnerten ohne Kriegsansage die Schiffskanonen der Russen gegen die türkische Flotte im Schwarzen Meer. Da erhob sich der entschlossene Padischah am 11. November 1914 zur Kriegserklärung gegen die verbündeten alten Erbfeinde, deren begehrliche Blicke seit Menschenaltern auf die Eroberung der Stadt am Goldenen Horn gerichtet waren, und des Kalifen Ruf folgte die islamitische Welt in den „heiligen Krieg".
Die deutschen Generäle von Liman und von der Goltz, der bisherige Gouverneur von Belgien, erschienen an der Spitze der türkischen Truppen, und deutsche Soldaten und Matrosen tauchten als Fezträger in Konstantinopel auf. Im Kaukasus, an der persischen Grenze, im Irak, d. h. dem uralten ehrwürdigen Babylonien, entbrannte der große Kampf; von Syrien aus schweiften Türken und Beduinen drohend gegen den Suezkanal, den Nerv des englischen Welthandels, und am Wüstensaum des Pharaonenlandes regte sich der Haß der Senussen gegen das englische Joch. Große feindliche Streitkräfte wurden durch den türkischen Eintritt in den Krieg von Österreichs und Deutschlands Oftgrenzen ferngehalten.
Durch die Sperre der Dardanellenstraße verhinderten die Türken die Ausfuhr russischen Getreides besonders nach England und die Einfuhr von Kriegsmaterial nach Rußland. Die Bezwingung der Dardanellen, die zugleich den Fall von Konstantinopel bedeutet hätte, war daher das Ziel der Verbündeten Rußlands. Vergebens hatte man die Griechen und Rumänen zur Teilnahme zu verlocken gesucht, und so begannen denn die beiden Großmächte Frankreich und England allein nach dem Plane des englischen Ministers Grey Anfang 1915 den Kampf um die berühmte Meeresstraße.
38. An den Dardanellen. Seit dem 19. Februar 1915 versuchte die verbündete Flotte von 60 Schiffen durch fast ununterbrochene Beschießung der türkischen Küstenbefestigungen den Durchgang durch die enge Straße zu erzwingen. Aber die schweren türkischen Geschütze sandten Tod und Verderben von den Höhen herab; Felder von Minen sperrten das Gewässer, und 4 große feindliche Kampfschiffe gingen samt ihrer Besatzung auf den Grund. Ergebnislos mußten die Angreifer ihre Schiffe zurückziehen.
Das Vordringen nach Konstantinopel sollte jetzt zu Lande über die 600 qkm große Halbinsel Gallipoli versucht werden. Von griechischen Inseln aus, die mit Gewalt besetzt wurden, landeten Engländer und Franzosen Ende April 1915 unter dem Schutze ihrer großen Schiffskanonen starke Truppenmassen bei Seddil Bahr und Art Burun, im August sodann bei Kaba Tepe und in der Suvla-Bai. Aber auf den Höhen, von denen die Halbinsel durchzogen wird, hielten
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Extrahierte Personennamen: Liman Goltz Seddil_Bahr August
Extrahierte Ortsnamen: Goldenen_Horn Belgien Konstantinopel Kaukasus Babylonien Syrien Deutschlands England Rußland Konstantinopel Rußlands Frankreich England Konstantinopel Gallipoli Suvla-Bai
18
ihr den Beherrschern gyptens eine Schlacht liefern; vergesset nicht, da vier Jahrtausende von der Hhe dieser Denkmler auf euch herniederschauen!" Er besiegte die Mamelukenscharen und zog, als Sultan Kebir", d. h. groer Sultan, empfangen, in die Tore von Kairo ein.
Da ereilte ihn die Nachricht von einem schweren Schlage.
Akkonl 1
Nasira fmfzarythjo Y (B.tatkor Ja/oh
ajttief Jerusalem /) Gazajl 'y I
V\ycheliopolis mbajbep6" . 9.S
Pyramiden. & '> j Xvcllto/ 1
Halbinsel \ Sinai /
Medinet^yp t
el Fajul j <Benirsujif\
gypten: Napoleons Feldzug.
Der englische Seeheld Horatio Nelson hatte die Flotte der Franzosen, die er lange vergeblich gesucht, endlich bei A b u k i r unweit Alexandrien gefunden. Leuchtenden Auges sah er von seinem Admiralschiffe herab auf die feindlichen Wimpel; als schon die Sonne sank, befahl er den ersten Kanonenschu. Die ganze Nacht hindurch wurde furchtbar gekmpft. Das franzsische Admiralschiff Orient", das aus hundertzwanzig Eisenschlnden Feuer spie, geriet in Brand, und schreckenerfllt sprang die Besatzung ins Meer; nur der Kapitn
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30. Mai 1837.
14. Oct. 1837.
1841.
1842.
1844.
1845.
Decbr.
1847.
764 Die Zeit des französischen Bürgerkönigthums. §. 1060.
und Tafna) erlitten, dagegen aber Maskara, des Emirs Hauptstadt, niederbrannten, gelang es endlich dem General Bugeaud, dem seine Kriegsthaten in Afrika den Marschallstab und den Herzogstitel (von Jsly) erwarben, durch den Frieden an der Tafna den unternehmenden Häuptling zur Anerkennung der Oberherrlichkeit Frankreichs über die Regentschaft Algerien zu bringen. Aber während die Franzosen nunmehr ihre Streitkräfte nach der östlich gelegenen Provinz Konstantine richteten und nach Erstürmung der Hauptstadt, wobei der tapfere General Damrimontden Heldentod starb, das Land allmählich unter der Leitung des Marschalls Vatte bewältigten, unterwarf sich Abd-el-Kadir alle arabischen Stämme südlich von seinem Gebiet bis zur Wüste und steigerte seine Macht zu einer furchtbaren Höhe. Einen von Valie nach dem Engpaß des eisernen Thores unternommenen Streifzug betrachtete der Emir als eine Verletzung seines Gebiets und begann von Neuem den „heiligen Krieg" gegen die christlichen Eindringlinge. Die Niederlassungen der Europäer auf dem offenen Lande wurden überfallen und verwüstet, auf der Metidfcha-Ebene lagerten sich 40,000 Araber und streiften bis vor die Thore Algiers, die Frucht aller Kämpfe und Anstrengungen schien verloren — da erhielt Bugeaud das Ober-Kommando über das afrikanische Gebiet und die vermehrten Streitkräfte. Unterstützt von dem tapfern General Lamori-ciere und andern umsichtigen Führern gelang es ihm, die Macht Abd-el-Kad^rs zu brechen, indem er durch unaufhörliche Streif- und Beutezüge (Razzias) und die bei den Arabern sehr wirksamen Künste der Bestechung die einzelnen Stämme zu ermüden und zum Abfall zu bringen suchte, und zugleich durch größere Unternehmungen die Streitkräfte des Emirs aufzureiben und durch Zerstörung seiner Festungen und Stützpunkte im Innern (Saida) sein Ansehen zu untergraben und seine Hülssquellen zu vernichten trachtete. Nach der zweiten Einnahme Maskara's fielen die meisten Kabylen-stämme von Abd-el-Kad^r ab und unterwarfen sich den Franzosen, und der Emir selbst sah sich endlich zur Flucht auf das marokkanische Gebiet genöthigt. Aber unerschöpflich an Hülfsmitteln und von rastloser Thätigkeit baute er auf den Religionshaß der Mohammedaner und auf den Wankelmuth und die Treulosigkeit der Kabylenstämme frische Kriegspläne. Er erschien von Neuem am Saum der Wüste und brachte die Araber zum Abfall und zur Erneuerung des Kampfes, und als er endlich nach wiederholten Niederlagen auf marokkanischem Boden Schutz suchen mußte, wandte er, wie einst Jugurtha bei Bocchus von Mauretanien, alle Künste an, um den Beherrscher von Marokko zu einem Krieg gegen Frankreich zu bewegen, und suchte durch Aufstachelung des Religions- und Nationalhasses alle Mohammedaner zu einem allgemeinen heiligen Krieg wider die Franzosen zu bewaffnen, die, gereizt durch die Treulosigkeit der Eingebornen, nunmehr den Krieg mit großer Grausamkeit führten und den Boden für ihre Ansiedelungen mit Feuer und Schwert erkämpften. Gab doch der Oberst Pelissier (der, in der Folge zum Marschall erhoben, den Titel eines Herzogs von Malakoff erhielt) einen Araberstamm, der mit Weib und Kind in einer weiten Höhle Schutz gesucht, durch Anzünden von Faschinen dem schrecklichsten Erstickungstode preis. Eine allgemeine Stimme des Unwillens und Entsetzens erhob sich in ganz Europa gegen dieses schreckliche Kolonisationssystem, das nur in dem Kriegsminister, dem alten Marschall Soult, der in seinem ganzen Leben nie Schonung und Menschlichkeit gekannt und geübt hatte, einen Schutzredner fand. Aber allerdings hatte das System des Schreckens die Wirkung, daß zuletzt Abd-el-Kad^r, von Allen verlassen und an Freiheit und Leben bedroht, den Franzosen sich unterwarf mit der Bedingung eines freien Abzugs nach Aegypten. Allein die Regierung der „civilisirten Nation" bestätigte den von dem eigenen Sohn des Königs eingegangenen Vertrag nicht, sondern ließ Abd-el-Kad^r mit seiner Familie und seinem Gefolge nach Frankreich bringen, wo er mehrere Jahre lang zu Amboife in strenger Aufsicht gehalten ward, bis ihn Louis Napoleon Bonaparte, nach Erwerbung der Kaiserwürde, unter prunkenden Aufzügen nach Bursa im türkischen Klein-Asien entließ und ihm einen Iahrgehalt anwies.
§. 1060. 3. Der Orient. Was den Franzosen den Besitz von Algier so wichtig macht, ist der dadurch bedingte Antheil an der Herrschaft über das Mittelmeer und der Einfluß auf die Angelegenheiten des Orients. Es ist eine altüberlieferte Politik
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nichtet und er mit seinem Heer von der Heimat abgeschlossen. Trotz Ritter Sremhimgep um eine bessere Verwaltung, Rechtspflege Ilnd Polizei, trotz der acktunasvollen Rucksicktauf die Religion des Landes konnte er den mohammedanischen Fanatismus nicht bannen, trotz'
seiner friedfertigen Erklrungen den Krieg mit dem Sultan nicht verhindern. Einem Angriff zuvorzukommen, zog er 1799 nach Svrien. nahm Zm, wo er gegen 4000 Gefangene, mit denen er nichts anzufangen wute, zum Teil trotz einer Kapitulation auf freien Abzug erschieen lie. Aber Acco Dermo (fite er nicht einzunehmen und mute, nachdem er das aus Syrien heranrckende Entsatzheer am Bera Labor geschlagen hatte, nach schweren Ver-lften die Belagerung ausheben und den schrecklichen Rckzug an-treten. In gypten schlug er noch ein trkisches Heer bei Ajui: kir. Dann kehrte er auf die Kunde von den Unglcksfllen in ^ufopa mit den besten Generalen und migem Gefolge in glcklicher Fahrt nach Europa zurck. Kleb ex bergab er den Oberbefehl. Dieser erfocht (1800) noch einen glnzenden Sieg bei Heliovotts; nach seiner Ermordung schlo Abdallah Menou. von Englndern und Trken bedrngt, einen Vertrag" mit den Englndern, der ihm mit seinen 24 000 Mann, mit den Waffen und den Schtzen der Kunst und Wissenschaft die Rckkehr ans englischen Schiffen gewhrte (1801).
5. Der Ii. Koalitionskrieg. Bonaparte erster Konsul. rv Der .1799-1801. Krieg von 1799. Wegen der in Campo Formio zugestandenen "Abtretung von Mainz und der Entschdigungen wurde auf einem Kpnflrek in Rastatt (1797^1199) verhandelt, wobei auf allen Seiten Eigennutz, bei den deutschen Vertretern Mangel an Patrio-tismus, heuchlerische Unwahrheit, unwrdiges Buhlen um Frankreichs Gunst zu Tag trat. Die Abtr elmm des linken Rhein-uti-ts .wurde im Mrz 1798 zugestanden, ebenso der Grundsatz der Entschdigung durch Sekularisationen. Ehe die Verhandlungen zum Abschlu kamen, brach "der litkoalit ionskrieq aus. Die gewaltttige Art der franzsischen Regierung," die berall Revolutionen anzuzetteln suchte, zeigte, da mit Frankreich kein fester Friede zu schlieen war. ftreich hatte sich noch nicht in den Frieden von 1797 gesunden. England und vor allem Paul I._ von Rußland (179-6 1801). ein ritterlicher, fr groe Isseen"
leicht begeisterter, aber argwhnischer und reizbarer Fürst und heftiger Gegner der Revolution, bemhten sich um den neuen Kriegsbund, dem auch N.e.ap el und die Trfei ficfi anschlssen, Preußen fern blieb und der Frankreich und feine Tchterrepubliken auf der ganzen Linie von Texel (fpr. Tessel) bis Kaialmen anzugreifen unternahm. Die Verbndeten hatten an dem Erzherzog Karl und Suwvrow ausgezeichnete Feldherrn, während von den ersten franzsischen Hoche gestorben und Bonayarte in gypten war. Der Kriech, zu dem
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Extrahierte Personennamen: Acco_Dermo Abdallah_Menou Karl Karl Hoche
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